LR.in Prettner, LAbg. Malle: Regionaler Strukturplan Gesundheit 2030 sichert wohnortnahe Versorgung – starker Ausbau des niedergelassenen Bereichs – erstmals klare Versorgungsaufträge für jedes Krankenhaus – Spezialisierung und Kooperationen im Fokus
„Ein Zukunftsprogramm für eine sichere Gesundheitsversorgung in Kärnten.“ – So bezeichnen heute, Montag, Gesundheitslandesrätin Beate Prettner, LAbg. Clubobmann Markus Malle, Mitglied der Landes-Zielsteuerungskommission, ÖGK-Landesstellenleiter Johann Lintner und Karl Cernic, Geschäftsführer des Kärntner Gesundheitsfonds (KGF), die Präsentation des Regionalen Strukturplanes Gesundheit (RSG) Kärnten 2030 im Rahmen eines Pressegesprächs. „Nach intensiven Vorbereitungen haben wir einen Plan erarbeitet, der sicherstellt, dass die Kärntnerinnen und Kärntner auch in den kommenden Jahren bestmöglich, modern und wohnortnah versorgt werden“, erklärt Prettner.
Die Gesundheitsreferentin unterstreicht, dass die Erstellung des RSG eine hochkomplexe Aufgabe sei. „Wir müssen die demographische Entwicklung – Kärnten altert schneller als andere Bundesländer –, den medizinischen Fortschritt und die Digitalisierung, vorhandene Ressourcen und bundesweite Vorgaben berücksichtigen. Doch über allem steht mein erklärtes Ziel: die beste und hochwertigste Gesundheitsversorgung für alle Generationen, in allen Regionen Kärntens“, so Prettner.
Mit dem RSG 2030 wird der eingeschlagene Weg des RSG 2025 konsequent weitergeführt. Ein besonderer Fokus liegt im RSG 2030 auf dem Ausbau des niedergelassenen (extramuralen) Bereichs, um die Spitäler nachhaltig zu entlasten. „Wir haben in langwierigen, harten Verhandlungen mit der Sozialversicherung durchgesetzt, dass die Versorgung außerhalb der Krankenanstalten so ausgebaut wird, dass sie sowohl für die Spitäler als auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Entlastung bringt. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das kürzere Wartezeiten und neue Leistungen, die bisher nur in den Krankenanstalten angeboten wurden“, erklärt Prettner.
Konkret wird es bis 2030 fünf zusätzliche Facharzt-Kassenstellen geben. Zudem sind bis zu acht neue Spezialambulatorien außerhalb der Spitäler mit Fokus auf die Versorgungsregion West geplant – darunter Kompetenzzentren für Diabetes, Urologie, Augen, Dermatologie und Schmerzmedizin. Auch die Primärversorgungseinheiten (PVE) sollen massiv ausgebaut werden: Zusätzlich zu den bereits umgesetzten bzw. in Umsetzung befindlichen fünf PVE sollen bis Ende 2030 bis zu zehn weitere entstehen, u. a. in den Bezirken Spittal, Völkermarkt, Klagenfurt-Stadt, Villach-Stadt, St. Veit, Hermagor und Feldkirchen. „PVE sind wohnortnahe, interdisziplinäre Gesundheitszentren mit erweiterten Öffnungszeiten, die eine breite Versorgung bieten und gleichzeitig Spitäler spürbar entlasten“, so Prettner. Speziell im Bezirk Spittal und im Bezirk Wolfsberg, wo sich das PVE vor der Umsetzung befindet, soll auch ein kinderärztliches Angebot integriert werden. Weiters vorgesehen ist die Errichtung einer Erstversorgungsambulanz (EVA) am Klinikum Klagenfurt. Prettner dazu: „Wir sehen, wie erfolgreich das Modell im LKH Villach bereits wirkt: Mehr als 87 Prozent der Fälle konnten dort im vergangenen Jahr ohne fachärztliche Weiterbehandlung im Spital abgeschlossen werden.“
„Die demografische Entwicklung in Kärnten mit einem deutlichen Anstieg der über 65-Jährigen stellt uns vor neue Herausforderungen. Mit dem RSG 2030 reagieren wir darauf: Mehr Primärversorgungseinheiten, zusätzliche Planstellen in nachgefragten Fachrichtungen und die gezielte Einrichtung von Ambulatorien garantieren, dass wir die Versorgung nachhaltig und qualitätsgesichert weiterentwickeln“, unterstreicht Johann Lintner.
Im RSG 2030 kommt es noch stärker als bisher zu Spezialisierungen im Spitalsbereich, etwa durch die Schaffung einer eigenen geriatrischen Abteilung am Elisabethinen-Krankenhaus. „Wir schaffen eine verstärkte Zusammenarbeit durch die Bündelung von Abteilungen“, so Markus Malle. „Zum Beispiel im Bereich Allgemeinchirurgie zwischen LKH Villach und Krankenhaus Spittal oder in der Pädiatrie zwischen Klinikum Klagenfurt und LKH Villach.“ Darüber hinaus wird im Sinne einer Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung aus bisher zwei getrennten Instituten ein Verbund zwischen Klinikum Klagenfurt und LKH Villach geschaffen – und zwar jeweils in den Bereichen Pathologie, Labor und Apotheke.
„Mit der Definition und Einführung von konkreten Versorgungsaufträgen je Krankenanstalt sind wir in Kärnten Vorreiter in Österreich, tragen damit auch zur Standort-Sicherung bei und ergänzen die quantitativ dominierte RSG-Strukturplanung um eine für die Zukunft entscheidende qualitative Komponente“, unterstreicht Karl Cernic.
Mit der Zusammenlegung der SKA de La Tour mit dem Krankenhaus Waiern zu einem Standort bis Ende 2026 und der Übersiedelung des Unfallkrankenhauses auf das Gelände des Klinikums im Jahr 2030 werden weitere große Schritte zur Effizienzsteigerung gesetzt.
Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung: Mit der österreichweiten Weiterentwicklung der Gesundheitshotline 1450 werden telemedizinische Angebote ausgebaut und die „1450“ soll in Kärnten künftig auch eine zentrale Rolle bei Terminvergaben für geplante Ambulanzbesuche spielen, um die Patientenlenkung zu verbessern.
Im Bereich Pflege setzt Kärnten, abgestimmt auf den Bedarfs- und Entwicklungsplan in diesem Bereich, auf die Stärkung der Übergangspflege, um sogenannte „Drehtüreffekte“ zu vermeiden. Patientinnen und Patienten sollen nach einem Spitalsaufenthalt gut betreut und sicher nach Hause entlassen werden.
Durch all diese Maßnahmen sind im Krankenhaus-Bereich moderate Anpassungen im akutstationären Bereich vorgesehen: Kärnten reduziert insgesamt 131 stationäre Betten, baut die ambulanten Plätze aber von 179 auf 203 aus.
Der Zeitplan sieht vor, dass der RSG 2030 am 16. September, im Gesundheitsausschuss des Landtages präsentiert wird. Am 10. Oktober folgt die verpflichtende Übermittlung des Entwurfs an das Bundesministerium, im November wird sich die Gesundheitsplattform damit befassen. Am 24. November soll der RSG 2030 schließlich in der Landes-Zielsteuerungskommission beschlossen werden.
„Der Entwurf des RSG 2030 steht für eine moderne, wohnortnahe und zukunftssichere Gesundheitsversorgung in Kärnten – dafür übernehmen wir gemeinsam Verantwortung, stärken die Ressourcen und bauen das Leistungsspektrum vor allem im niedergelassenen Bereich aus“, so Prettner, Malle, Lintner und Cernic unisono.
Details des RSG 2030:
Im niedergelassenen Bereich:
- Erweiterung um 5 Facharzt-Planstellen (Augenheilkunde, Innere Medizin, Lungenkrankheiten, Urologie, Psychiatrie)
- Errichtung von bis zu 8 Ambulatorien – fixiert in den Bereichen Urologie, Augen, Dermatologie, Schmerzen, Diabetes
- Errichtung von bis zu 10 zusätzlichen PVE
- Installierung einer Erstversorgungsambulanz (EVA) im Klinikum Klagenfurt
Im Bereich der Krankenanstalten:
- Erhöhung der ambulanten Betreuungsplätze um 24
- Reduktion der stationären Betten um 131 (davon 5 tagesklinische Plätze)
- Schärfung und Ausbau von Kooperationen und bilateralen Vereinbarungen zwischen Fondskrankenanstalten
- Etablierung von konkreten Versorgungsaufträgen je Fondskrankenanstalt